Was heißt "dual studieren"?
Dual studieren, manchmal auch „Studium im Praxisverbund“ genannt, bedeutet kurzgefasst: Lehrveranstaltungen an Hochschule oder Berufsakademie werden mit Praxisphasen im Unternehmen verbunden.
Manchmal durchläufst du zusätzlich auch eine vollständige betriebliche Ausbildung. In jedem Fall schließt du für dein duales Studium einen Ausbildungs- oder Praktikumsvertrag mit deinem Betrieb ab. Und oft erhältst du neben deinem Abschluss an der Hochschule oder Berufsakademie auch ein Ausbildungszeugnis von deinem Betrieb.
Das heißt: Wenn du dein duales Studium planst, stehst du vor der Herausforderung, nicht nur einen Studienplatz an der Hochschule zu finden, sondern auch einen Betrieb, der deine Praxisbetreuung übernimmt bzw. dir einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellt. Dazu findest du mehr unter „Starten“.
Ein duales Studium kannst du übrigens als Erstausbildung oder als Weiterbildung absolvieren. Insgesamt gibt es vier Formen des dualen Studiums, die wir dir weiter unten auf dieser Seite unter „Formen dualer Studiengänge“ vorstellen.
Idee & Entstehung
Entstanden ist das duale Studium in den 1970er Jahren in Baden-Württemberg. Ab 1974 haben dort die ersten Berufsakademien duale Studiengänge angeboten. Diese waren zunächst nur ausbildungsintegrierend, das heißt die Studierenden erwarben einen dualen Ausbildungsabschluss nach Berufsbildungsgesetz bzw. Handwerksordnung und zusätzlich einen Hochschulabschluss an der Berufsakademie (BA). Die Studienangebote sind aber inzwischen auf eine praxisintegrierende Form umgestellt.
Was war der Grund für die Entstehung der dualen Studiengänge? In den Betrieben gab es durch fortschreitende Modernisierungsprozesse einen immer höheren Bedarf an gut qualifizierten Fachkräften. Gleichzeitig machten immer mehr Schüler*innen ihr Abitur und interessierten sich für eine akademische Ausbildung.
Heute steigt die Zahl dualer Studiengänge rasant an. Die Sorge um einen Fachkräftemangel ist bei den Unternehmen aktuell und der demografische Wandel nimmt zu. Das bedeutet: Es gibt immer weniger Schulabgänger*innen und immer mehr von ihnen studieren nach der Schule. Gleichzeitig wünschen Studierende einen stärkeren Praxisbezug im Studium, der wiederum auch den Unternehmen Vorteile bringt.
Formen dualer Studiengänge
Zurzeit gibt es deutschlandweit vier Formen des dualen Studiums. Dabei wird grundsätzlich zwischen einem dualen Studium zur Erstausbildung und zur Weiterbildung unterschieden. Für beide Varianten gibt es jeweils zwei Studienformen.
Bei der Erstausbildung kannst du zwischen folgenden Varianten wählen:
- Dem ausbildungsintegrierenden dualen Studium, das ist sozusagen eine „Ausbildung plus Studium“.
- Welchen Abschluss erwirbst du? Du erhältst einen anerkannten betrieblichen Ausbildungsabschluss und darüber hinaus einen Bachelor-Titel.
- Was ist Pflicht? Vorgeschrieben ist die Teilnahme an Hochschulveranstaltungen und betrieblichen Praxisphasen UND der Besuch einer Berufsschule. Nur selten kannst du alleine an der Hochschule alle theoretischen Ausbildungsinhalte lernen.
- Wie lange studierst du? Die übliche Studiendauer beim ausbildungsintegrierenden dualen Studium beträgt vier Jahre.
- Zugangsvoraussetzung? Normalerweise brauchst du die allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife.
- Und dem praxisintegrierenden dualen Studiengang, bei dem du besonders viel Erfahrung im Betrieb sammeln kannst.
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Welchen Abschluss erwirbst du? Den Bachelor-Titel erhältst du hier ebenfalls, aber keinen anerkannten betrieblichen Ausbildungsabschluss.
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Der große Vorteil? Ist die Praxisnähe: Neben der Hochschulausbildung sind zahlreiche Praxisphasen im Unternehmen vorgesehen. Du kannst also mehr Erfahrung im Betrieb sammeln als bei klassischen Studiengängen an der Fachhochschule. Im Betrieb meist gut integriert hast du bessere Chancen auf einen festen Job nach deinem dualen Studium.
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Wie lange studierst du? Du schließt einen Ausbildungsvertrag im Betrieb ab und studierst üblicherweise drei bis vier Jahre an einer Hochschule oder Berufsakademie.
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Zugangsvoraussetzung? Du brauchst die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife.
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Du hast schon eine Berufsausbildung abgeschlossen? Dann kommen folgende Möglichkeiten in Frage:
- Einmal der berufsintegrierende duale Studiengang, bei dem du zeitweise im Unternehmen oder an der Hochschule bist.
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Welchen Abschluss erwirbst du? Über den Bachelor-Titel hinaus kannst du dich manchmal als Meister*in qualifizieren.
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Zeitweise im Unternehmen: Das Studium kombinierst du mit einer Teilzeitbeschäftigung im Betrieb – tage- oder blockweise. Deine Tätigkeit, die in deinem Arbeitsvertrag beschrieben ist, hat fast immer einen inhaltlichen Zusammenhang zum Studienfach.
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Keine Hochschulreife nötig: Gelegentlich musst du einen Meisterbrief oder einen technischen Abschluss für den berufsintegrierenden dualen Studiengang vorweisen. Manchmal werden dir diese Qualifikationen sogar angerechnet.
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Wie lange studierst du? Das Studium dauert üblicherweise drei bis vier Jahre.
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- Und zweitens der berufsbegleitende duale Studiengang. Dabei arbeitest du in Vollzeit und studierst nebenbei in Eigenregie.
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Welchen Abschluss erwirbst du? Den Bachelor-Titel. Diesen erhältst du auch bei dieser Form des dualen Studiums.
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Vollzeit arbeiten, nebenbei studieren: Begleitend zu deiner Vollzeittätigkeit, die oft einen inhaltlichen Bezug zum Studium hat, absolvierst du Hochschulseminare. Diese finden höchstens an einem Tag pro Woche statt und sind üblicherweise in deinem Arbeitsvertrag festgehalten. Parallel zu deinem Arbeitsalltag musst du dir die Studieninhalte in Eigenregie aneignen. Das setzt viel Motivation voraus!
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Dein Vorteil: Dein Arbeitgeber unterstützt dich in der Regel durch Freistellungen und Sachmittel. Das ist allerdings leider noch eine freiwillige Leistung und nicht gesetzlich vorgeschrieben.
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Wie lange studierst du? Du brauchst keine Hochschulreife und die Studiendauer beträgt normalerweise nur zwei bis drei Jahre.
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Duales vs. Vollzeitstudium
Bei einem dualen Studium spezialisierst du dich mit der Kombination von Praxis und Theorie meist von Anfang an in einer bestimmten Branche. Im Gegensatz dazu ist das reguläre Studium zumindest in den ersten Semestern etwas allgemeiner gehalten. Du musst hier erst später deine Schwerpunkte setzen und kannst erst einmal verschiedene Bereiche kennenlernen.
Du bist dir sicher, dass ein Fachbereich, den du dir ausgeguckt hast, genau der richtige für dich ist? Dann kannst du dich mit dem dualen Studium sehr gut auf eine bestimmte Branche konzentrieren und hast in der Regel Vorteile, wenn du dich für einen festen Job bewirbst. Denn du kannst bei Unternehmen mit deiner Praxiserfahrung und deiner frühen inhaltlichen Spezialisierung punkten.
Anerkennung
Achte darauf, dass du einen anerkannten Bachelor-Abschluss bei deinem dualen Studium an der Uni, Fachhochschule, Dualen Hochschule oder Berufsakademie machst. Die Abkürzung „B.A.“ steht nämlich nicht etwa für „Bachelor“, sondern für „Berufsakademie“. Wenn dein Abschluss also „Betriebswirt B.A.“ lautet, kannst du damit in der Regel kein weiterführendes Masterstudium beginnen, denn du hast kein akademisches Diplom in der Tasche.
Manchmal erhältst du auch nur Zertifikate, die als Nachweis deiner Ausbildung und für deinen weiteren Werdegang jedoch wertlos sind. Bevor du dein duales Studium beginnst, schau ganz genau hin, welcher Abschluss dir in Aussicht gestellt wird!
Merke: Allein der Bachelor gilt als erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss.
Du willst nach deinem dualen Studium ins Ausland? Bei der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen der KMK erhältst du eine Zeugnisbescheinigung, mit der du dich bei ausländischen Unternehmen bewerben kannst.